Tarife – in kleinen Schritten vorwärts

Leider spitzte sich 2023 die angespannte finanzielle Situation der Spitäler und Kliniken weiter zu. Höhere Tarife könnten hier Entlastung bringen, jedoch sind diese politisch nicht mehrheitsfähig, auch wenn kleine Schritte erkennbar sind.

Mantraartig weist H+ nun seit längerer Zeit auf die chronische Unterfinanzierung der Spitäler und Kliniken durch die aktuellen Tarife hin. Die Tarife sollten den grössten Anteil der Kosten in den Spitälern und Kliniken decken, was sie jedoch nachweislich seit Jahrzenten nicht tun. Die seit der Einführung 2004 faktisch zementierten kostenneutralen Taxpunktwerte TARMED sind das Hauptübel, aber auch die zu tiefen stationären Tarife tragen ihren Teil dazu bei. Mittlerweile gibt es kaum noch Spitäler und Kliniken, die ausreichend finanziert sind – das belegt auch eine aktuelle PwC-Studie.

Optimiertes Benchmarkingverfahren
Positiv zu werten ist, dass im Rahmen der laufenden Verordnungsrevision betreffend Tarifermittlungsgrundsätze endlich anerkannt wird, dass es exogene Einflussfaktoren gibt, die von den Spitälern und Kliniken nicht beeinflusst werden können und die nicht für alle betroffenen Leistungserbringer gleich wirken. Diese exogenen Einflussfaktoren sollen künftig in einem Benchmarkingverfahren entsprechend berücksichtigt werden. Dem zuwider läuft leider eine Gewichtung nach dem 30. Perzentil. Dieser Wert hätte für die stationären Leistungserbringer dramatische Folgen. 2024 wird zeigen, ob die federführenden Behörden unter Einbezug der Tarifpartner und der Kantone eine Verordnung mit Augenmass schaffen werden.

Tarifierung ambulante Medizin
Einen Meilenstein stellt die gemeinsame Eingabe des kohärenten Tarifsystems «ambulante Pauschalen und Teile vom TARDOC» von H+ und santésuisse unter dem Dach der Organisation ambulante Arzttarife (OAAT AG) dar. Es bleibt abzuwarten, wie der Bundesrat mit der Eingabe umgeht – dies vor dem Hintergrund, dass FMH und curafutura in ihrer Eingabe eine integrale Ablösung des TARMED durch den TARDOC fordern. Eine nicht triviale Aufgabe für die neue Gesundheitsministerin Elisabeth Baume-Schneider, wobei die gesetzlichen Grundlagen und der Wille des Parlamentes klar für das kohärente Tarifsystem sprechen.

ST Reha
Dank dem grossen Engagement von H+ und den Expertinnen und Experten aus den Rehakliniken konnten für die zukünftigen Versionen von ST Reha mit neuen CHOP-Codes gute Voraussetzungen für eine bessere Differenzierung geschaffen werden. Das ermöglicht einerseits die Ablösung der Analogiekodierung und andererseits die sachgerechte Abbildung der überwachungspflichtigen Rehabilitation. Leider kam es mit ST Reha 2.0 teilweise zu massiven und ungerechtfertigten Erlöseinbussen für die Kliniken.  

Psychologische Psychotherapie
Die Fortschritte in der Tarifierung der psychologischen Psychotherapie waren im Jahr 2023 noch zu gering. Mit den erhobenen Daten besteht jedoch die Chance, die Tarifstruktur im ersten Halbjahr 2024 genehmigungsfähig zu machen und damit die Grundlage für die Tarifverhandlungen mit den Einkaufsgemeinschaften zu legen. Ob der gordische Knoten im Bereich der Personen in Weiterbildung gelöst werden kann, wird sich zeigen. Verhandlungsspielraum besteht für die Spitäler und Kliniken keiner. 

Kontakt

Christoph Schöni
Leiter Geschäftsbereich Tarife, Mitglied der Geschäftsleitung